Rettet oder ruiniert KI unsere Welt?

Chancen und Risiken von KI für die Nachhaltigkeit – ein Blick auf die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele

Kürzlich sorgte Microsoft für Aufsehen mit Plänen, das stillgelegte Pannen-Atomkraftwerk Three Mile Island im US-Bundesstaat Pennsylvania wieder in Betrieb zu nehmen – um den wachsenden Energiebedarf für KI-Rechenzentren zu decken. Diese Ankündigung spaltet die Gemüter: Befürworter sehen darin eine CO2-arme Lösung für den enormen Energiehunger der KI, während Gegner die Risiken nuklearer Unfälle und die ungelöste Frage der Atommüllentsorgung anmahnen. Diese Kontroverse zeigt deutlich, wie wichtig eine sorgfältige und nachhaltige Planung beim Umgang mit der KI ist – um Chancen zu nutzen und Risiken zu minimieren. Gleichzeitig zeigt sie, dass wir darauf achten müssen, wie wir technologische Fortschritte einsetzen, um positive Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft zu erzielen, anstatt neue Probleme zu schaffen.

Rettet oder ruiniert KI unsere Welt? KI, Nachhaltigkeit und die 17 UN-SDGs (isometrische Illustration)
Created with Midjourney

Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, den nachhaltigen Wandel entscheidend voranzutreiben und die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) zu unterstützen. „Vorausgesetzt, wir setzen sie verantwortungsbewusst und sinnvoll ein“, mahnt der Experte für Nachhaltigkeit, Rainer Karcher (Rainer könnt ihr übrigens am 23. Oktober bei unserem kostenlosen Online-Live-Event „KI: Retter oder Räuber unserer Zukunft?“ erleben. Anmeldung kostenlos). „Wird dies berücksichtigt, wird KI die Welt nicht ruinieren, sondern kann aktiv zur Lösung vieler Probleme beitragen.“ Es liegt somit in unserer Hand, wie wir diese Technologie gestalten und einsetzen, um einen positiven Einfluss auf unser ökologisches und soziales Umfeld zu erreichen.

Chancen von KI für die Nachhaltigkeit

  1. Ressourcenoptimierung und Effizienzsteigerung: KI kann den Energie- und Ressourcenverbrauch in Bereichen wie Industrie, Landwirtschaft und Verkehr drastisch senken. Beispielsweise ermöglicht KI-basierte prädiktive Wartung den effizienteren Betrieb von Maschinen und reduziert den unnötigen Materialverbrauch. Dies sorgt nicht nur für eine Senkung der Betriebskosten, sondern trägt auch erheblich zur Reduktion von Emissionen bei, indem Ressourcen optimal eingesetzt werden und Abfälle vermieden werden. So können Unternehmen ihre Produktion effizienter und umweltfreundlicher gestalten, was langfristig positive Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit hat. [SDG7, SDG9, SDG12]
  2. Unterstützung der Energiewende: Dezentrale Energienetze werden mit KI effizienter. Indem KI das Energieangebot anhand von Wetterdaten optimiert, kann der Einsatz erneuerbarer Energien besser gesteuert werden – ein wichtiger Schritt zur Reduktion fossiler Energieabhängigkeit. So können auch Engpässe in der Energieversorgung vermieden und die Stabilität des Energienetzes verbessert werden. Ein effizientes Energiemanagement trägt dazu bei, den Ausbau erneuerbarer Energien weiter zu fördern und gleichzeitig die Integration dieser Energien in bestehende Systeme zu erleichtern. [SDG7, SDG9, SDG13]
  3. Förderung sozialer Nachhaltigkeit: KI-basierte Gesundheitssoftware kann Ärzte bei Diagnosen unterstützen, insbesondere in unterversorgten Regionen. KI ermöglicht eine frühzeitige Erkennung von Krankheiten, was die Behandlungsqualität verbessert und Leben rettet. Gleichzeitig erhöht KI die Transparenz von Lieferketten, was zu besseren Arbeitsbedingungen führen kann. Durch die Analyse von Produktionsbedingungen können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Lieferanten ethische Standards einhalten und dass Arbeiter fair behandelt werden. [SDG3, SDG8, SDG10]
  4. Klimaforschung auf neuem Niveau: Durch KI können enorme Datenmengen analysiert werden, etwa zur Modellierung des Klimawandels oder zur Entwicklung von Vorhersagesystemen. So erhält die Politik fundierte Entscheidungsgrundlagen für effektive Maßnahmen. KI ermöglicht es, Klimaszenarien schneller und genauer zu modellieren, wodurch wir besser verstehen können, welche Faktoren den Klimawandel beeinflussen und welche Maßnahmen am wirksamsten sind. Dies bietet uns die Chance, fundierte politische Entscheidungen zu treffen und den Klimaschutz effizienter zu gestalten. [SDG13, SDG15]
Rettet oder ruiniert KI unsere Welt? Die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs)
Die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs)

Risiken von KI für die Nachhaltigkeit

  1. Hoher Energieverbrauch: Der Betrieb von KI-Systemen verschlingt enorme Mengen an Energie. Prognosen zufolge könnte der Energiebedarf von Informations- und Kommunikationstechnologien bis 2030 auf bis zu 20 % des weltweiten Stromverbrauchs steigen. Es braucht dringend effizientere Rechenzentren und den Einsatz erneuerbarer Energien. Die Entwicklung energieeffizienter Algorithmen und die Nutzung von grüner Energie sind entscheidend, um den Energieverbrauch in den Griff zu bekommen und die Umweltauswirkungen der KI zu minimieren. Ohne eine gezielte Reduktion des Energieverbrauchs besteht die Gefahr, dass die positiven Effekte von KI durch die hohen Energiekosten wieder aufgehoben werden. [SDG7, SDG12, SDG13]
  2. Rebound-Effekte: Effizienzgewinne durch KI können zu erhöhter Nachfrage führen – das sogenannte Rebound-Phänomen. Eine effizientere Produktion kann etwa eine gesteigerte Nachfrage bewirken, wodurch der Ressourcenverbrauch insgesamt nicht sinkt, sondern womöglich sogar steigt. Dieser Effekt zeigt, dass technologische Verbesserungen nicht automatisch zu einer Verringerung des Ressourcenverbrauchs führen. Deshalb sind begleitende Maßnahmen erforderlich, die sicherstellen, dass die Einsparungen auch wirklich in der Praxis ankommen und nicht durch erhöhte Nutzung wieder zunichtegemacht werden. [SDG12, SDG13]
  3. Digitale Ungleichheiten: Der Zugang zu KI-Technologien ist ungleich verteilt. Nicht alle Regionen verfügen über die nötige Infrastruktur, was die digitale Kluft vertiefen und soziale Ungleichheiten verschärfen kann – besonders in Entwicklungsländern. Hier ist es wichtig, den Zugang zu technologischen Ressourcen weltweit zu verbessern, um allen Menschen die gleichen Chancen zu bieten. Unternehmen und Regierungen sollten daran arbeiten, die digitale Infrastruktur auszubauen und Bildungsangebote zu schaffen, damit auch benachteiligte Regionen vom technologischen Fortschritt profitieren können. [SDG9, SDG10]
  4. Missbrauchspotenzial und Datenschutz: KI birgt auch Risiken, insbesondere hinsichtlich Datenschutz und der Manipulation von Informationen. Gerade bei der Analyse persönlicher Daten oder im politischen Kontext ist ein verantwortungsvoller Umgang unabdingbar. Missbrauch und Manipulation können schwerwiegende Folgen haben, von der Beeinflussung demokratischer Prozesse bis hin zur Verletzung der Privatsphäre von Individuen. Deshalb sind klare gesetzliche Rahmenbedingungen und ethische Standards notwendig, um sicherzustellen, dass KI verantwortungsvoll eingesetzt wird und keine negativen Auswirkungen auf die Gesellschaft hat. [SDG16]
  5. Stereotypen und Bias: Künstliche Intelligenz ist nicht frei von menschlichen Vorurteilen. KI-Systeme, die auf fehlerhaften oder unausgewogenen Datensätzen trainiert werden, tendieren dazu, bestehende Stereotypen zu verstärken und gesellschaftliche Ungleichheiten zu reproduzieren. Dies kann dazu führen, dass Frauen in männliche Rollen umdefiniert werden, Diversität im Allgemeinen vernachlässigt wird und Menschen mit Behinderungen in den Datensätzen kaum repräsentiert sind. Solche Verzerrungen haben weitreichende Konsequenzen, insbesondere bei Anwendungen in Bereichen wie Personalentscheidungen, Kreditvergabe oder medizinischer Versorgung. Daher ist es wichtig, Diversität in den Trainingsdaten sicherzustellen und kontinuierlich auf Bias zu prüfen, um eine faire und gerechte Nutzung von KI zu gewährleisten. [SDG5, SDG10]

23.10.2024: KI – Retter oder Räuber unserer Zukunft?

​Können wir uns eine nachhaltige Zukunft MIT KI vorstellen? Oder wird KI für uns der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt? ​In dieser Veranstaltung (Online) tauchen wir mit dem Nachhaltigkeitsexperten Rainer Karcher tief in das Spannungsfeld zwischen KI und den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen ein.

Handlungsempfehlungen für Unternehmen

KI bietet immense Chancen zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele – von Ressourceneinsparungen über bessere Gesundheitsversorgung bis hin zur Unterstützung der Energiewende. Doch die Risiken, sei es der hohe Energieverbrauch oder soziale Ungleichheiten, dürfen nicht ignoriert werden. Folgende Maßnahmen helfen Unternehmen, die Chancen optimal zu nutzen und die Risiken zu minimieren:

  1. Verantwortungsvoller Einsatz von KI: Entwickeln und nutzen Sie KI nachhaltig – etwa durch den Einsatz von Grüner Energie und energieeffizienten Algorithmen. Verantwortungsbewusster Umgang bedeutet auch, sicherzustellen, dass die Technologie nur dort eingesetzt wird, wo sie wirklich sinnvoll ist, und dass die Vorteile klar überwiegen.
  2. Transparenz und Governance: Etablieren Sie klare Leitlinien für den Einsatz von KI. Fairness, Transparenz und Datenschutz sollten dabei an oberster Stelle stehen. Dies umfasst auch die Implementierung von Mechanismen, um Entscheidungen von KI-Systemen nachvollziehbar und erklärbar zu machen. Nur so können Vertrauen und Akzeptanz in der Belegschaft und bei Kunden geschaffen werden.
  3. Integration in die Nachhaltigkeitsstrategie: Nutzen Sie KI gezielt zur Erreichung Ihrer Nachhaltigkeitsziele – sei es durch Kreislaufwirtschaftsmodelle oder intelligente Energiemanagementsysteme. Die Integration von KI in die Nachhaltigkeitsstrategie sollte nicht als einmalige Maßnahme verstanden werden, sondern als kontinuierlicher Prozess, der an aktuelle Entwicklungen und Erkenntnisse angepasst wird.
  4. Digital- und KI-Kompetenzen fördern: Schulen Sie Ihre Mitarbeitenden in den relevanten digitalen Kompetenzen, um sicherzustellen, dass KI effektiv genutzt wird und keine Abhängigkeiten entstehen. So können Sie auch zur Überbrückung der digitalen Kluft beitragen. Zudem ermöglicht die Förderung von Kompetenzen im Bereich KI, dass Mitarbeitende proaktiv mitgestalten und nicht nur Anwender der Technologie sind.
  5. Kooperationen und Partnerschaften: Setzen Sie auf Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen, NGOs und politischen Akteuren, um bewährte Praktiken zu teilen und gemeinsame Standards zu entwickeln. Solche Kooperationen können dazu beitragen, dass die Entwicklung und der Einsatz von KI auf eine Weise erfolgt, die sowohl wirtschaftliche als auch gesellschaftliche und ökologische Interessen berücksichtigt. Gemeinsame Standards und Projekte ermöglichen es, Skaleneffekte zu erzielen und sicherzustellen, dass die besten Ansätze breit angewendet werden. „Für die nachhaltige Nutzung von KI braucht es eine ’sharing economy‘, also die Zusammenarbeit offen und ohne Grenzen“, betont Rainer Karcher. Es gibt bereits Initiativen wie die Responsible AI-Gruppe der SustainableIT.org, bei der Rainer als Chief Sustainability Officer & Board Member agiert, oder die KI-K.org, die sich für verantwortungsvollen KI-Einsatz und die Förderung von Nachhaltigkeit einsetzen. Solche Plattformen bieten Unternehmen die Möglichkeit, sich auszutauschen, voneinander zu lernen und gemeinsam ethische Standards für den Einsatz von KI zu entwickeln.

KI kann ein Motor für nachhaltige Entwicklung sein – wenn wir es richtig anpacken. Unternehmen haben die Chance, hier eine Vorreiterrolle einzunehmen und die Zukunft aktiv mitzugestalten. Es liegt an uns, die Technologie nicht nur als Werkzeug für Effizienzgewinne zu betrachten, sondern als Schlüssel zur Lösung der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit. Der verantwortungsvolle und durchdachte Einsatz von KI kann so eine nachhaltige Zukunft ermöglichen.

DALL-E

Wer mehr zu diesem Thema wissen möchte oder selbst Fragen an Rainer Karcher hat, der hat am 23. Oktober von 15:30 Uhr bis 16:30 Uhr bei unserem Online-Event „KI: Retter oder Räuber unserer Zukunft?“ Gelegenheit dazu. Anmeldung kostenlos.

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