„Damit hatte ja noch keiner Erfahrung.”
Kurz nachdem Anfang März das Corona-Virus Deutschland in den Lockdown geschickt hatte, startete unsere Academy mit #OpenLearning ein kostenloses Weiterbildungsangebot für die Menschen im Home-Office. Zeit für eine erste Zwischenbilanz.
“Das werden wir nur gemeinsam schaffen!” Als Anke Schnitzer, Leiterin der CompuSafe Academy, Ende März 2020 ihren Jahresurlaub im mittelamerikanischen Costa Rica unter Palmen verbrachte, schienen die aufziehende Pandemie und ihre Folgen in Deutschland, dem ersten Lockdown in der Geschichte der Bundesrepublik, weit weg. Auf der Stelle war ihr aber klar, welche Konsequenzen dies für den Weiterbildungsbereich des Münchner IT-Dienstleisters haben würde: “Die Präsenztrainings gehen verloren und wir werden direkt und unmittelbar in die Transformation katapultiert.” Für das große Trainernetzwerk der Academy würde dies einer Katastrophe gleichkommen. “Die Trainer und Coaches unseres Netzwerkes verlieren ihre Lebensgrundlage, wenn sie nicht mehr wie gewohnt ihre Weiterbildungen in unseren Räumen oder bei unseren Kunden durchführen können.”
Die durch den Corona-Lockdown verursachte Situation ließ kaum einen Zweifel daran, dass sich nicht nur die Art, wie wir arbeiten, auf unbestimmte Zeit verändern würde. Auch der Zugang zur Weiterbildung war und ist betroffen: sie würde weitgehend nur noch online vermittelt werden können. Vor einer karibischen Postkartenkulisse wurde so die Idee zu #OpenLearning geboren: eine Plattform für kostenlose Online-Seminare, durchgeführt von den ExpertInnen des Academy-Netzwerks. Live und on demand.
Eine zentrale Prämisse für die Umsetzung der Idee: Geschwindigkeit, Verfügbarkeit und einfache Nutzung. Sowohl TrainerInnen als auch TeilnehmerInnen sollten #OpenLearning nutzen können, ohne zunächst Software kaufen oder installieren zu müssen. “Ich war echt begeistert, wie schnell wir OpenLearning am Start hatten”, freut sich Anke Schnitzer: Nach noch nicht einmal zwei Wochen gingen die ersten Seminare online.
Sandra Baggeler war mit ihrem Seminar “Du kannst Krise!” eine der Ersten bei #OpenLearning und traf damit den Nerv der Menschen in den ersten Lockdown-Wochen. Der Anspruch, mit einer großen Bandbreite ganz unterschiedlicher Themen aufzuwarten, ist nach Ansicht etlicher Teilnehmer dann auch gut gelungen: Die Münchner Motivationspsychologen Raphael Müller-Hotop und Johann Gutzmer präsentierten beispielsweise eine “Psychologische Toolbox in Zeiten von Corona”, der Kommunikationstrainer Peter Kehr vermittelte Strategien für den “Wertschätzenden Umgang mit schwierigen Menschen” oder die Personal-Branding-Expertin Dr. Irène Kilubi zeigte Wege auf, wie jeder zur eigenen Marke werden könne. Rund 40 sehr unterschiedliche Seminare mit je bis zu 100 Teilnehmern konnten so in den letzten Wochen und Monaten angeboten werden, auch zu rein technischen Themen wie Robot Prozess Automation, Cloud Computing oder Sales Automation. Bei etlichen der Seminare wurde auch begleitendes Material zur Verfügung gestellt.
So erfuhren die TeilnehmerInnen etwa von IT-Experten Robert Kosch und der Organisationsentwicklerin Adeline Gütschow in deren Seminar “Home Office – Optimal für das virtuelle Arbeiten einrichten”, wie mit wenig Geld die Professionalität eines virtuellen Arbeitsplatzes mit Ausrichtung auf Videokonferenzen erreicht werden kann. “Mit einer solchen Situation hatte ja keiner Erfahrung. Kaum jemand hatte diese ganze Technik bereits im Einsatz und viele mussten sich erst einmal an diese neue Form des Arbeitens und Kommunizierens gewöhnen”, begründet Anke Schnitzer die Bedeutung gerade solcher Themen. Und schiebt noch einen weiteren Grund nach: “Wir wollten ein Angebot starten, dass den Menschen hilft, die wegen der Pandemie plötzlich im Home Office sitzen und mit gänzlich neuen Herausforderungen fertig werden mussten und müssen. Da hatte ja bis dahin kaum einer Erfahrung damit.”
Daher war auch von Anfang an klar, dass #OpenLearning ein kostenloses Angebot sein sollte. “Es war unser Geschenk an die Menschen da draußen. Wir wollten Solidarität zeigen, unser Netzwerk unterstützen und einen Beitrag leisten, diese Krise für uns alle erträglicher zu machen”, so Anke Schnitzer.
Diese Entscheidung hat vielen den Einstieg erleichtert. In einer aktuellen Umfrage unter den bisherigen TeilnehmerInnen bei #OpenLearning, zeigte sich gerade mal ein Viertel bereit, für Online-Seminare zu bezahlen. Immerhin wären etwas mehr als 60% der Befragten grundsätzlich unter bestimmten Voraussetzungen dazu bereit, während dies zehn Prozent generell ablehnten. Neben den Kosten scheint, wenig überraschend, Zeit ein entscheidendes Kriterium zu sein. Mehr als 60% der Befragten nutzen Online-Learning-Angebote demnach nur einmal im Monat oder noch seltener. Darüber wundert sich auch Kommunikationstrainer Kehr: “Erstaunlich ist für mich, dass die Akzeptanz von Online-Trainings bei vielen Erwachsenen immer noch ziemlich gering ist. In den jüngeren Generationen von der Tendenz höher, aber auch nicht überragend.” Allerdings hat Kehr auch beobachtet, dass “sich die Interaktion, über die Zeit von März bis Oktober, immer lebendiger gestaltete. Die Menschen scheinen sich auch hier den Bedingungen anzupassen und das Beste für sich herauszusuchen.”
Dies gilt für beide Seiten, denn auch für manche der TrainerInnen war es das erste Mal: “Für mich war es der Auftakt zur Entdeckung einer neuen Welt”, resümiert Psychologe Müller-Hotop. Eine neue Welt mit neuen Anforderungen: Wie bereitet man die Inhalte für das Online-Format im Unterschied zur Präsenzveranstaltung so vor, dass sie einen echten Mehrwert liefern? Wie involviert man die TeilnehmerInnen, die man zum Teil gar nicht sieht? Wie kommuniziert man mit ihnen effektiv? “Ich fand diese neue Welt aber nicht nur voller Fragen vor, sondern auch voller Möglichkeiten”, so Müller-Hotop. “Insbesondere in Workshop-Formaten mit bis zu 20 Personen habe ich erlebt, dass die TeilnehmerInnen noch offener und wissbegieriger ihre Fragen gestellt und noch konzentrierter mitgearbeitet haben, als in vergleichbaren Präsenzveranstaltungen.”
Solche Präsenzveranstaltungen werden wohl in vielen Fällen ohnehin Geschichte sein. Die Folgen der Corona-Pandemie werden den Bildungssektor kurz- bis mittelfristig völlig umkrempeln, ist sich Anke Schnitzer sicher. Viele Bildungseinrichtungen und Universitäten sind seit Monaten dabei, ihr Angebot von Präsenzveranstaltungen auf Online-Plattformen zu verlegen. “Das war die richtige Entscheidung, im März sehr schnell zu starten, etwas Neues auszuprobieren und zu lernen.” Um damit zugleich eine echte Win-Win-Situation zu schaffen: kostenlose Lerninhalte für die TeilnehmerInnen und eine Plattform für das TrainerInnen-Netzwerk, um sich auszuprobieren. Eine notwendige Antwort auf die Krise, wie Julian Hessler, Kommunikationstrainer und Mitinitiator von #OpenLearning, findet: “Wir sprechen ja immer von ‘lebenslangem Lernen’. Dann dürfen wir nicht aufhören zu lernen, auch wenn alles um uns herum still steht.”
Die Erfahrungen der vergangenen sechs Monate mit dem Programm #OpenLearning, konnten bereits bei neuen Angeboten für Kunden des IT-Dienstleisters genutzt werden, wie etwa für eine digitale Weiterbildungsplattform im Rahmen des IT-Junioren-Programms beim Versicherer Allianz. “Wir müssen die Chancen, die uns diese Situation jetzt bietet, nutzen”, sagte Anke Schnitzer. “Die Digitalisierung erobert zwar endlich die Bildungswelt, doch um so wichtiger wird es nun sein, die Nachteile einer ‘Anonymisierung ohne Präsenz’ abzufedern und individuelle, maßgeschneiderte Konzepte für uns lebenslang lernende Individuen und für unsere Kunden und deren Bedarfe zu entwickeln.“
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